Archiv für den Monat Mai 2022

Die Geburt. Mein zweites Wunder.

Ein Geburtsbericht.

Es fühlt sich an, als wäre sie gestern gewesen, meine zweite Geburt. Ich erinnere mich teils ganz genau, teils weiß ich (leider) gar nichts mehr.

Es begann entspannt und unterwartet. Ich saß gemütlich daheim, Freitag Abend, felsenfest davon überzeugt, dass mich der kleine Zwerg nicht freiwillig verlassen würde, hatte ich mich auf eine Einleitung eingestellt. Gleichzeitig doch gehofft, dass es aber doch irgendwie nicht notwendig sein müsste.

Nun. Tag 5 bzw. rein technisch gesehen Tag 6 über Termin genoss ich meine spannende Serie auf der Couch. Georg ist gerade schlafen gegangen. Ich chattete noch mit ein paar Freundinnen, die zum Glück noch wach waren. Dann merkte ich, dass ich mich fühlte, als wäre ich inkontinent. Dachte mir aber nichts dabei. Ich wusste ja wie sich ein Blasensprung anfühlte: Bei Lara hatte ich im Schlafzimmer gefühlt so viel Flüssigkeit verloren, dass ich einen ganzen See damit füllen hätte können. Die paar Tropfen können kein Blasensprung sein. Vielleicht Vorbote, dass iiiiirgendwann mal ein Wesen aus mir rauskommt. Aber sicher kein Blasensprung.

Die eine Freundin verabschiedete sich nun zum Schlafen. Es war ja schon 1 Uhr. Die andere Freundin, derzeit in Australien sesshaft, machte mich dann aber doch unsicher. Ich rief im KH an. Okay, ich sollte doch sicherheitshalber mal vorbeikommen und vielleicht auch eine Spitalstasche mitnehmen. Falls es doch schon Wehen wären. Also Ruhe bewahren. Weckte Georg, rief meine Freundin an, die sich eigentlich schon auf eine Nacht zum Ausschlafen gefreut hat, ob sie kommen könnte um auf das große Kind zu schauen. Hatte eh ein schlechtes Gewissen sie von ihrem heiligen Schlaf abzuhalten. Mein Vater wurde inzwischen von seiner Schwester nach Wien kutschiert um meine Freundin dann vom Babysitterdienst abzulösen.

15 Minuten später war meine Freundin schon da. Georg und ich gingen in aller Ruhe zum Auto. Ich legte ein Handtuch unters Popschi, nur zur Sicherheit (war dann aber unnötig) und wir fuhren ins Krankenhaus. Ich beobachtete die Wehen und schaute auf die Auto-Uhr. Sie waren sehr regelmäßig. Alle 3 Minuten. Ich konnte mich nicht entscheiden, ob es weh tat oder nicht. Irgendwie nicht. Irgendwie schon. Ich bin auch ein sehr wehleidiger patscherter Mensch. Aber richtige Schmerzen waren das irgendwie auch nicht. Eher so ein starkes Ziehen. Und ich kannte ja schon wie sich Wehen anfühlten und war mir trotzdem unsicher.

Im Krankenhaus durfte ich, es war ja gerade Lockdown 3, trotz Corona-Zeitalter direkt in die Geburtenstation. Nach einem schmerzhaften Corona-Test hing ich am CTG. Bub schlief friedlich. Zu friedlich. Ich sollte ihn doch aufwecken, sonst könnte ich Probleme kriegen. Oje. Ich wollte keinesfalls Probleme. Ich versuchte also ihn zu wecken. Haha. Eigentlich hasse ich es, Babys aufzuwecken. Naja. Gesagt getan. Baby wach. Bessere Herztöne, alles gut. Muttermund 4cm. Schmerzen begannen leicht. Verdammt. Erst 4 cm. Ich hasse Schmerzen. Und eiskalt war mir auch.

Die ausgesprochen nette Hebamme fragte dann mal, ob ich eine Badewanne im Kreißsaal will. Hab mir darüber zwar keine Gedanken gemacht, aber warum eigentlich nicht? Ich liebe Badewannen. Sie sing also mal auf die Suche nach einem Kreißsaal. Die Schmerzen wurden allmählich schlimmer. Die Hebamme kam wieder. Es war glaub ich 03.45 Uhr. Muttermund noch immer nur 4cm. Verdammt.

Gut, ich glaub weitere 15 Minuten später hielt ich es nicht mehr aus. Ich wechselte in den Kreißsaal. Die Hebamme ließ mich wieder mit Georg allein im Kreißsaal. Ich hatte Wehen aber sonst ja keine Probleme. Auf einmal wurden die Schmerzen so schlimm, dass ich nicht mehr konnte. Ich sagte Georg, dass ich jetzt sofort einen Kreuzstich will. Schmerzen halte ich nicht aus. Warum leiden, wenn es eine bessere Lösung gibt?

Die Hebamme kam hereingestürmt und auf einmal spürte ich Presswehen. Ich habe kein Zeitgefühl, wie viel Zeit da jetzt vergangen sein könnte. Viel jedenfalls nicht. Dank Geburt 1 wusste ich jedenfalls, dass das Presswehen waren. Immterhin. Oje. Kein Kreuzstich mehr möglich. Nun war es an der Zeit. Und dann dachte ich nur mehr eins: Schreien so viel ich kann und alle Kraft aufwenden, damit dieses Baby schnell aus mir draußen ist. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib. Vielleicht half es was. Wer weiß das schon.

Die Badewanne ist sich nicht mehr ausgegangen. Eine zweite Hebamme stürmte herein. Nabelschnur war 2x um den Hals gewickelt. Oje. Aber die Hebammen hatten keinen Stress deshalb, da die Nabelschnur lang genug war. Also hatte ich auch keinen Stress. Ich vertraute ihnen zu 100%. Sie hielten meine Beine nach hinten. Ich presste. Und zack, das Baby war da. Aber es schrie nicht. Hatte kurz echt Panik, ob es ihm eh gut geht. Aber dann lag er auf mir. Nackt und wunderschön. Er atmete ruhig. Mein kleiner Sohn. Dieser kleine Wurm war gerade noch in mir und auf einmal lag er da. Der Geruch, das Gesicht, seine kleinen Hände und Füße. Einfach ER. Und das ist einfach das unbeschreiblichste aller aller aller schönste Gefühl das es gibt.

Um 04.30 hab ich also nach 2 Stunden inklusive ein paar doch eher unangenehmer Presswehen mein kerngesundes Kind zur Welt gebracht. Außer Glück, unendliche Freude und Dankbarkeit gibt es da keinen Platz für andere Gefühle. Wie in Trance und ein wahr gewordener Traum genossen wir die nächsten Stunden im Kreißsaal zu dritt. Der Rest der Welt war ausgeblendet, kein Zeitgefühl. Freudentränen. Die Geburt ist für mich das größte Wunder der Welt. Dass der Körper das schafft, ist für mich auch nach dem 2. Mal noch immer unvorstellbar.

Bei K2 hatte ich aber wesentlich mehr und wesentlich länger nach der Geburt noch Schmerzen. Bei Lara war ich am Tag nach der Geburt top fit. Bei Simon brauchte ich fast 2 Wochen um mich wieder halbwegs wie ein Mensch zu fühlen. Sitzen ging erst nach 10 Tagen wieder schmerzfrei. Aber ja, die Geburt war so wunderschön und perfekt, dass ich einfach nur dankbar bin, so ein Glück gehabt zu haben. Ich habe mittlerweile auch gelernt, einfach meinem Körper zu vertrauen. Ich bin bzw. war dadurch nicht gestresst und mein Körper checkt das.

Auch gelernt, neben unendlich vielen anderen Dingen, habe ich, dass mein Körper toll ist. Er hat zwei gesunde Leben produziert und dieses Werk ist, finde ich, doch eine Leistung. Dafür sollte ich meinen Körper echt lieb haben und vor allem auch gut behandeln. Das hab ich mir fest vorgenommen.

Und jetzt? Jetzt ist unser Schatz schon mehr als 15 Monate und ich packe es nicht, wie schnell die Zeit vergeht, wie glücklich mich diese beiden Kinder machen und bin unendlich gespannt, was die Zukunft so für Überraschungen für uns bereit hat.